2022
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Die Geschichte des Territoire de Belfort

1871

Die direkten Verhandlungen zwischen A. Thiers und Bismarck vor der Unterzeichnung des Frankfurter Friedensvertrags vom 10. Mai 1871 verhinderten die Annexion des gesamten Haut-Rhin durch die Deutschen. Belfort und 105 Gemeinden blieben auf französischer Seite. In Erwartung der Wiedereingliederung in das Elsass wurde Charles Lebleu zum provisorischen Verwalter der vom Haut-Rhin abgetrennten französischen Zone ernannt.

Dem 106 Gemeinden umfassenden Gebiet fiel es schwer, einen Namen und eine echte Verwaltungsstruktur zu finden. Zu Beginn gab es noch keinen Generalrat (Conseil général), sondern lediglich einen Verwaltungsausschuss, die Belforter Abgeordneten und Senatoren waren ab 1871 die gewählten Vertreter des Haut-Rhin Territoire de Belfort. Die meisten staatlichen Stellen wie das Schwurgericht unterstanden dem Dienststellenleiter in Vesoul. Alles war als Provisorium bis zur erwarteten Rückeroberung des annektierten Elsass gedacht.

1918

Im Ersten Weltkrieg war die Zukunft Belforts und seiner Umgebung von Zeit zu Zeit Gegenstand der lokalen politischen Diskussion. Der Sieg vom 11. November machte eine Lösung der verwaltungstechnischen Unklarheit jedoch schlagartig notwendig.

Am 19. November wurde in einem Editorial der Zeitung „L‘Alsace“ die Zukunft von Belfort angesprochen, während die Regierung gerade drei Präfekte in den ehemaligen annektierten Departements ernannt hatte: Es scheint, als brauche das Territoire de Belfort unter diesen Bedingungen nicht mehr weiter als Verwaltungseinheit bestehen zu bleiben. Es sollte wieder seinen Platz im Departement Haut-Rhin einnehmen. Der Text war mit J.M. unterzeichnet (aller Wahrscheinlichkeit nach war der Autor der Generalrat Jean Maître, Schwiegersohn von Viellard) und legte die Position von Louis Viellard dar, eine Linie, der die Zeitung während der gesamten 1920er Jahre in der Diskussion zwischen Unterstützern und Gegnern der Gründung eines Departements Territoire de Belfort treu blieb.

Am 23. November wurde im Stadtrat die Frage der Verwaltung des Territoire de Belfort debattiert. Der Bürgermeister, Herr Houbre, schlug die Teilung des Elsass mit seinen 1 318 000 Einwohnern in drei Departements vor: 1. Das Departement Haut-Rhin mit Belfort als Hauptstadt und den Bezirken Altkirch, Mulhouse und Thann, das Departement Rhin mit Colmar, Guebwiller und Sélestat sowie das Departement Bas-Rhin mit Straßburg, Saverne, Wissembourg und Haguenau.

Am 19. Dezember behauptete Frédéric Beucler, Chefredakteur von „La Frontière“, in einem langen Artikel, dass, wenn die verwaltungstechnische Übergangszeit im Elsass die vollständige Fusion der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Gesetze ermöglicht habe, das Territoire de Belfort wie vor 1870 an seine alte Provinz und sein altes Departement angeschlossen würde. Seines Erachtens sollten keine Luftschlösser gebaut werden, sondern die Stadtverwaltung und der Generalrat sollten ihre Mühen fortsetzen, die Stadt attraktiver, lebenswerter und moderner für Handel und Industrie zu machen.

1919-1922

In Belfort glaubte so mancher noch an die Rückkehr zur verwaltungstechnischen Integrität des Haut-Rhin und die großen Siegesfeiern am 15., 16. und 17. August 1919 wurden als Fest des Sieges und der Wiedervereinigung des Haut-Rhin bezeichnet.

Am 19. Oktober 1919 jedoch wurde das Gesetz zur Wiedereingliederung verabschiedet, das den ehemaligen, vom Deutschen Reich annektierten Gebieten erlaubte, gemäß den damals geltenden Texten weiterhin provisorisch verwaltet zu werden, bis die französischen Gesetze eingeführt würden. Dieser Sonderstatus machte die Angliederung des Territoire de Belfort an das Departement Haut-Rhin noch schwieriger.

Ein anderes Projekt entstand Anfang 1920 auf Initiative der Handelskammer und sah die Annäherung mit der Region Franche-Comté durch die Gründung eines erweiterten Departements der Kantone Héricourt und Champagney sowie des Grenzgebiets des Bezirks Montbéliard vor, was zu Protesten sowohl in Vesoul als auch in Besançon führte.

Währenddessen setzte sich Louis Viellard weiterhin schlicht und einfach für die Angliederung an das Departement Haut-Rhin ein.

Im Januar 1921 wendete sich der Belforter Abgeordnete Edmond Miellet in der Generalversammlung während der Haushaltsdebatte an seine Amtskollegen, um die Gründung eines Departements Belfort zu verteidigen. Dabei stützte er sich auf :

Der Vorschlag wurde im Rahmen des Finanzgesetzes im Dezember 1921 vom Parlament angenommen.

Im Amtsblatt vom 18. Februar 1922 erhöhte eine Ausführungsverordnung die Anzahl der Präfekturen 3. Klasse auf 43 anstatt der bisherigen 42. Die 43. Präfektur war Belfort.

Am 11. März 1922 wurde Herr Maisonobe, der provisorische und als Präfekt des Territoire de Belfort tätige Verwalter, durch eine weitere Verordnung zum Präfekten von Belfort der 3. Klasse ernannt.

Das Departement war offiziell entstanden.

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